4.4.1 Gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Grundlagen
der Bundesrepublik Deutschland (11.1 und 11.2)
Gesellschaft, Sozialstruktur und sozialer Wandel
Gesellschaften ver¨andern sich. In sich sind sie sehr komplex gestaltet, so dass ihre Struktur
in einem ersten Zugriff nur mithilfe ausgew¨ahlter Kriterien n¨aher beschrieben werden
kann.
Auf dieser Grundlage sollen modellartige Vorstellungen der Sozialstruktur im zeitlichen
Wandel entwickelt werden. Mit der abschließenden Problematisierung und aktuellen Konkretisierung
soll den jungen Heranwachsenden nicht nur Orientierungswissen vermittelt
werden. Sie k¨onnen Erfahrungswissen aus ihrem direkten Lebensumfeld mit einbeziehen.
Themen Inhalte
Soziale Ungleichheit und soziale
Mobilit¨at
– demographische Merkmale
– geschlechtsspezifische Differenzierungen
– ethnische Zugeh¨origkeit
– Bildung und Ausbildung
– Einkommen und Verm¨ogen
– Berufs- und Sozialprestige
– vertikale und horizontale Mobilit¨at
Modelle der Gesellschaft – Grundtypen der Sozialstruktur: St¨ande, Klassen,
Schichten
– neue Ans¨atze zur Beschreibung der Sozialstruktur:
Milieutheorie
– Lebensstile
Sozialer Wandel in komplexen
Gesellschaften
– Individuum und Gesellschaft
– Sozialisation
– Jugendgruppen und Subkulturen
– Familie im Wandel
– Randgruppen der Gesellschaft
– Arbeit und Freizeit
38
4 Themen des Unterrichts
Das politische System der Bundesrepublik Deutschland
Dieses Kursthema eignet sich zur Einfuhrung in die Arbeit mit Systemans ¨ ¨atzen und -
theorien. Die Inhalte sollen sich nicht auf eine Institutionenkunde beschr¨anken. Eine
Offnung des Unterrichts kann z.B. durch Expertenbefragungen, Besuche in politischen ¨
Einrichtungen, Gerichten usw. stattfinden.
Themen Inhalte
Politik - Was ist das? – Darstellung verschiedener Politikbegriffe
– Macht und Herrschaft
– Politische Ordnungsmodelle
Die politische Ordnung – Das Grundgesetz: Die Bundesrepublik Deutschland
als demokratischer und sozialer Bundes- und Rechtsstaat
– Parlament, Regierung und Opposition: Gewaltenteilung
- Gewaltenverschr¨ankung
– Bundespr¨asident
Der politische Prozess – Formen der Willensbildung: Wahlrecht und Wahlen
Parteien, Verb¨ande, Burgerinitiativen, plebiszit ¨ ¨are
Elemente
– Gesetzgebung
– Medien und politische Offentlichkeit ¨
– Jugend und politische Partizipation
Die Rechtsordnung – Grundrechte
– Bundesverfassungsgericht
– Aspekte des Rechtssystems
– Gef¨ahrdungen des Rechtsstaates
39
Wirtschaft/Politik – Sekundarstufe II
Die Soziale Marktwirtschaft
Die Soziale Marktwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland ist in ihrer historischen
Entwicklung eine M¨oglichkeit zur Minderung sozialer H¨arten und Schw¨achen des Systems
der freien Marktwirtschaft. Sie ist der politischen Gestaltung angesichts neuer Herausforderungen
und somit der Ver¨anderung unterworfen. Dies kann durch Betriebserkundungen,
Diskussionen mit Wirtschaftsvertretern und eigene Erfahrungen als wirtschaftlich Handelnde
exemplarisch untermauert werden.
Themen Inhalte
Grundbegriffe, Mittel und
Ziele des Wirtschaftens
– Guterknappheit, menschliche Bed ¨ urfnisse als Trieb- ¨
kraft des Wirtschaftens, ¨okonomisches Prinzip
Grundlagen des marktwirtschaftlichen
Systems
– Wirtschaftsliberalismus
– der Wirtschaftskreislauf
– Markt-Preisbildung
– Marktformen
– Konsumenten-, Produzentensouver¨anit¨at
– Unternehmertum und Selbst¨andigkeit
Der Verbraucher in der
Marktwirtschaft
– Zielvorstellungen privater Haushalte
– Verbraucherschutz
– Verbraucherpolitik
Die Soziale Marktwirtschaft
und die politischen Rahmenbedingungen
– Verteilungspolitik
– Wettbewerbsordnung
– Tarifautonomie
4.4.2 Wirtschaft in Theorie und Praxis (12.1)
Wirtschaft in einer sich wandelnden Welt
In allen Wirtschaftsordnungen geht es um die Frage, welche Guter und Dienstleistun- ¨
gen erstellt werden, nach welchen Gesichtspunkten ihre Verteilung erfolgt und wie die
Verfugung ¨ uber die Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital geregelt ist. ¨
Dies beeinflusst entscheidend die ¨okonomische Entwicklung einer Gesellschaft, bestimmt
das Verh¨altnis von Wirtschaftswachstum, Preisstabilit¨at, Besch¨aftigungsstand und au-
ßenwirtschaftlichem Gleichgewicht. Die Folgen des technischen Fortschritts wirken sich in
einer offenen Marktwirtschaft als Zwang zum Strukturwandel aus, der als regionaler, sektoraler
und intrasektoraler Ver¨anderungsdruck in Erscheinung tritt. Aufgabe des Staates
ist es, regulierend jene Auswirkungen des Wirtschaftens zu vermeiden, die auf die Selbstzerst¨orung
des politischen und ¨okonomischen Systems hinausliefen. In diesem Sinne setzt
der Staat die Rahmenbedingungen.
Methodisch empfiehlt sich bei diesem Semesterthema die Arbeit mit Daten, Statistiken
und Grafiken. Wer m¨ogliche Entwicklungen des Strukturwandels er¨ortern und uber Stra- ¨
tegien der Einflussnahme diskutieren m¨ochte, kann sich der Szenariotechnik bedienen.
40
4 Themen des Unterrichts
Themen Inhalte
Wirtschaftsordnung – Marktwirtschaft - Soziale Marktwirtschaft- Zentralverwaltungswirtschaft
– Transformation in Ostdeutschland - die Rolle von
Markt und Staat
Wirtschaftspolitische Zielsetzungen/
wirtschaftliche
Entwicklung in der Bundesrepublik
Deutschland
– konjunkturelle Entwicklung
– hoher Besch¨aftigungsstand, Arbeitslosigkeit
– stetiges Wirtschaftswachstum, Strukturwandel
– stabiles Preisniveau, Inflation
– außenwirtschaftliches Gleichgewicht, Zahlungsbilanz,
Leistungsbilanz, ...
Grundkonzeptionen – Nachfrageorientierung
– Angebotsorientierung
Wirtschafts- und Konjunkturpolitik
in der Praxis
– Finanz- und Fiskalpolitik des Staates (Einnahmenpolitik
- Ausgabenpolitik - Saldenpolitik/Sparen, Kredit,
Staatsverschuldung)
– Geldpolitik in der EU
Standort Deutschland – Deutschland im Strukturwandel
– Staatsquote und Umverteilung
– Lohnkosten, Produktivit¨at, Lohnstuckkosten ¨
– Arbeitszeit- und Besch¨aftigungsmodelle
– Arbeitsethik und Innovationsbereitschaft
– rechtliche Rahmenbedingungen (Transaktionskosten)
– Marktversagen (¨offentliche Guter) und Staatsversa- ¨
gen
Die Unternehmung
Der Betrieb bzw. die Unternehmung ist ein Entscheidungsfeld von zentraler Bedeutung
fur die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft und damit auch f ¨ ur das Individuum und ¨
seine Lebensgestaltung. Schulerinnen und Sch ¨ uler sind in ihrer gegenw ¨ ¨artigen Rolle als
Konsumenten und Wirtschaftsburger ebenso von betrieblichen Entscheidungsprozessen ¨
betroffen bzw. in sie eingebunden wie in ihrer zukunftigen Rolle als Erwerbst ¨ ¨atige. Daraus
ergibt sich fur die ¨ ¨okonomische Bildung auch die Notwendigkeit der Auseinandersetzung
mit der komplexen Struktur von Betrieben und ihrer Einbettung in die soziale,
politische und ¨okonomische Umwelt. Im Mittelpunkt dieser Unterrichtseinheit steht dabei
die Vermittlung der ¨okonomischen, organisatorischen und sozialen Strukturen einer
Unternehmung. In diesem Zusammenhang sollen die interdependenten Beziehungen der
Betriebe zu ihrer sozio-¨okonomischen Umwelt verdeutlicht und kritisch hinterfragt werden.
Einzelwirtschaftliche Probleme werden nur dort ausfuhrlich behandelt, wo sie von ¨
gesamtwirtschaftlicher Relevanz sind.
Die ”
Begegnung mit der Arbeitswelt“ soll in Form eines Wirtschaftspraktikums stattfinden.
Damit werden schulisches und außerschulisches Wirtschaftslernen miteinander verbunden.
Zu allen im Unterricht theoretisch behandelten einzel- und gesamtwirtschaftlichen
Fragestellungen verl¨auft die Praxis zur Veranschaulichung parallel.
41
Wirtschaft/Politik – Sekundarstufe II
Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine unterrichtliche Vorbereitung des Wirtschaftspraktikums
unabdingbar ist. Andernfalls gelangen die Schulerinnen und Sch ¨ uler kaum zu einem ¨
zusammenh¨angenden Bild uber die verschiedenen Elemente des betrieblichen Arbeitspro- ¨
zesses. Dementsprechend sollte die Unterrichtseinheit m¨oglichst vor der Aufnahme des
Wirtschaftspraktikums durchgefuhrt werden, evtl. schon am Ende der Jahrgangsstufe 11. ¨
Im Allgemeinen sollte die Verantwortung fur die inhaltliche Vor- und Nachbereitung so- ¨
wie fur die organisatorische Durchf ¨ uhrung der ¨
”
Begegnung mit der Arbeitswelt“ im Fach
Wirtschaft/Politik angesiedelt sein.
Themen Inhalte
Einfuhrung ¨ – Begriffe: Betriebswirtschaft - Betriebe - Unternehmen
– Uberblick ¨ uber den betrieblichen Transformationspro- ¨
zess
Grundentscheidungen der
Betriebsfuhrung ¨
– Kriterien fur die Standortwahl ¨
– Grundung und Rechtsformen ¨
– Aufbauorganisation
– Grundlagen unternehmerischer Entscheidungsfindung
Die betrieblichen Grundfunktionen
– Beschaffung und Lagerhaltung
– Produktion und Kosten
– Absatz
– Investition und Finanzierung
Die Unternehmung im
Spannungsfeld ¨okonomischer,
politischer und
gesellschaftlicher Interessen
– Okologische Verantwortung ¨
– Wirtschaft und Ethik
– Konkurrierende Interessen zwischen Arbeitnehmern
und Arbeitgebern (z.B. Kundigungsschutz, Mitbe- ¨
stimmung, Tarifauseinandersetzungen)
– Betriebliche Flexibilit¨at und Fl¨achentarif
– Organisation der Arbeit
– Qualifikation in Aus- und Weiterbildung
– Personalentwicklung
– Frauen in Berufs- und Arbeitswelt
42
4 Themen des Unterrichts
4.4.3 Politik und Gesellschaft im Spannungsfeld europ¨aischer
Interessen (12.2)
Vom Europa der Nationalstaaten zur Europ¨aischen Union
Der Prozess der europ¨aischen Einigung erscheint unumkehrbar. Am Beginn stand das
Bemuhen in den f ¨ unfziger Jahren, aus den Erfahrungen der Weltkriege zu lernen und ¨
¨ahnliche Katastrophen in Europa in der Zukunft zu vermeiden. Hinzu kamen in den sechziger
und siebziger Jahren prim¨ar wirtschaftliche Impulse. In der Gegenwart gewinnt der
Aspekt der gemeinsamen Bew¨altigung ¨okologischer und sicherheitspolitischer Probleme
zunehmend an Bedeutung. Aus der Perspektive der Schulerinnen und Sch ¨ uler ist es be- ¨
sonders wichtig, Mitgestaltungsm¨oglichkeiten fur die B ¨ urgerinnen und B ¨ urger in einem ¨
geeinten Europa aufzuzeigen. Eine enge Zusammenarbeit mit den F¨achern Geschichte und
Erdkunde, aber auch mit den modernen Fremdsprachen, wird empfohlen. Außerdem sollte
die Erkundung konkreter EU-Projekte vor Ort Teil des Unterrichts sein.
Themen Inhalte
Der politische Einigungsprozess
– EU: Entwicklung und Aufbau, Institutionen und Organe,
Entscheidungsstrukturen und -prozesse
– Staatenbund - Bundesstaat - Regionalismus
– Supranationalit¨at und Souver¨anit¨at
Wirtschaftliche Antriebskr¨afte
und Perspektiven
– Zentrum und Peripherie (¨okonomische Strukturdaten)
– Gemeinsamer Binnenmarkt
– Der EURO und die Rolle der Europ¨aischen Zentralbank
– Chancen und Probleme einer gemeinsamen europ¨aischen
Wirtschafts- und Strukturpolitik
Außen- und Sicherheitspolitik
– Politische Organe und Strukturen der Zusammenarbeit
– Kollektive Sicherheitssysteme im milit¨arischen Bereich
– Aktuelle Konflikte in Europa und die M¨oglichkeiten
gesamteurop¨aischer L¨osungsstrategien
– Europa im internationalen System
Herausforderungen der europ¨aischen
Einigung
– Partizipationsm¨oglichkeiten der Burgerinnen und ¨
Burger ¨
– Osterweiterung der EU
– Regionalisierung (am Beispiel der Mare-BalticumInitiativen)
– Umweltstandards in Europa
– Universalit¨at von Menschenrechten
– Nationale und europ¨aische Identit¨at
43
Wirtschaft/Politik – Sekundarstufe II
Deutschland in einem Europa ohne Grenzen
Die rasante Entwicklung in Europa seit 1989 und der Prozess der europ¨aischen Einigung
haben zu tiefgreifenden Ver¨anderungen gefuhrt. Das markanteste Merkmal ist die ¨
Aufhebung der Blockkonfrontation hin zu offenen Grenzen und zu einer verst¨arkten Kooperation.
Dieser Paradigmenwechsel verl¨auft jedoch keineswegs spannungsfrei. Die bei
vielen Menschen dadurch ausgel¨oste Neuorientierung in der Lebensplanung ¨außert sich
unter anderem in Migrationsbewegungen. Diese Thematik betrifft wesentlich die Lebenswirklichkeit
von Schulerinnen und Sch ¨ ulern. ¨ Uberwindung nationaler Grenzen er ¨ ¨offnet
einerseits vielf¨altige M¨oglichkeiten, andererseits bedeutet sie Verunsicherung in der bisherigen
kulturellen und nationalen Identit¨at. Um eine Uberschneidung konkreter Inhalte ¨
mit Erdkunde zu vermeiden, ist eine Absprache der Fachschaften notwendig.
Themen Inhalte
Mobilit¨at und Migration – Erscheinungsformen europ¨aischer Mobilit¨atsprozesse
und Migrationsbewegungen
– Push- und Pull- Faktoren
– Deutschland - ein Einwanderungsland
Okonomische Aspekte von ¨
Mobilit¨at und Migration
– Wirtschaftliche Strukturdaten und Regionen: Zentrum
und Peripherie
– Mobilit¨at von Gutern und Kapital in Europa ¨
– Kosten und Nutzen der Immigration nach Deutschland
Integration und Identit¨at – Mehrheit - Minderheiten
– Mentalit¨aten und kulturelle Identit¨aten
– Fremde in Deutschland: ”
Bereicherung oder Bedrohung“
– Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
– Asylrecht und Staatsburgerschaftsrecht im eu- ¨
rop¨aischen Vergleich
– Wahlrecht fur Ausl ¨ ¨ander bzw. EU-Burger ¨
44
4 Themen des Unterrichts
4.4.4 Kursthemen des 13. Jahrgangs
1. Konflikte und Kooperation in den internationalen Beziehungen
Die 90er Jahre sind gepr¨agt von einem raschen Wandel globaler Beziehungen in politischer,
¨okonomischer und sozialer Hinsicht. Die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung und der
Durchbruch neuer Kommunikationstechniken sind ein weiteres Merkmal dieser Epoche.
Die ¨okonomische Prosperit¨at hat dem Problem nachhaltigen Wirtschaftens eine globale
Dimension verliehen. Die politische Neuorientierung zahlreicher Staaten im Ubergang von ¨
der Diktatur zur Demokratie hat die Bedeutung internationaler Konfliktregelung erh¨oht
und zugleich die Frage der Menschenrechte neu akzentuiert. Diese vielf¨altigen Ver¨anderungen
in den internationalen Beziehungen verlangen im Unterricht eine Reduktion auf
wenige Theorien und Kategorien. Das hohe Maß an Aktualit¨at macht den Gebrauch verschiedener
Medien und Quellen notwendig.
Themen Inhalte
Erscheinungsformen globaler
Prozesse
– Entwicklung des internationalen Systems nach 1989
– technologische Entwicklung und zunehmende weltwirtschaftliche
Verflechtung
– soziokulturelle Aspekte
Strukturen internationalen
Handelns
– politische Dimension
– sicherheitspolitische Dimension
– ¨okonomische Dimension
– Institutionen und Organisationen (UN, ASEAN, NATO,
OSZE, GATT, WTO, IWF, Weltbank, NGOs)
Theorien und Handlungsnormen
der internationalen
Beziehungen
– Theorien internationaler Beziehungen
– Friedenssicherung
– Menschenrechte
Nationale Politiken im
Spannungsfeld internationaler
Beziehungen
– Isolationismus versus internationales Engagement
– die Bundesrepublik in ihrer neuen Rolle
– Asyl- und Einwanderungspolitik
– Entwicklungspolitik
45
Wirtschaft/Politik – Sekundarstufe II
2. Medien und Offentlichkeit ¨
Mit dem Ubergang zur Informationsgesellschaft sind Politik und Medien in ein symbio- ¨
tisches Verh¨altnis eingetreten. Die Politik hat dem wachsenden Einfluss der Medien im
Alltag der Menschen Rechnung getragen. Zur Entscheidungsebene ist immer st¨arker die
Darstellungsebene des politischen Prozesses hinzugetreten. Ebenso wichtig wie die politische
Leistung ist ihre mediale Umsetzung. Medienkompetenz in einer solchen Gesellschaft
heißt fur B ¨ urgerinnen und B ¨ urger, dass sie solche Zusammenh ¨ ¨ange in ihrer eigenen Urteilsbildung
berucksichtigen k ¨ ¨onnen, dass ihnen bewusst ist, mit welchen Mitteln Medienmacher
Wirkung beim Publikum erzielen m¨ochten. Wo die Medienproduktion selbst zu einem
immer wichtigeren Teil der volkswirtschaftlichen Wertsch¨opfung geworden ist, heißt Medienkompetenz
auch, die Bedeutung dieses Aspekts des Strukturwandels zu erfassen und
sich mit den politischen, sozialen und ¨okonomischen Folgen der neuen Medientechnologien
kritisch auseinander zu setzen. Schulerinnen und Sch ¨ uler k ¨ ¨onnten als Projekt ein Medienprodukt
erstellen, in einer Zukunftswerkstatt uber die Formen politischer Willensbildung ¨
in einer fernen Mediengesellschaft diskutieren oder eine Meinungsumfrage erstellen.
Themen Inhalte
Politik und Medien – Informations- und Meinungsfreiheit als Voraussetzung
politischer Willensbildung (Rechtsprechung des
BVerfG)
– Medienordnung in Deutschland
– Medienordnungen im internationalen Vergleich
– Der Wandel der politischen Kommunikationskultur:
Mediatisierung von Politik, Entscheidungs- und Darstellungsebene
und symbolische Politik, Nachrichtenwertkriterien,
Personalisierung, Intimisierung und Visualisierung
politischer Prozesse
– Medienkompetenz in der demokratischen Burgerge- ¨
sellschaft
Gesellschaft und Medien – Massenmedien und Lebensweltqualitativ: Die Rolle
der Unterhaltung
– Theorien der Medienwirkung: Fernsehen als heimlicher
Erzieher, Public Relations und Bedurfnisstruk- ¨
tur, Medien und Gewalt, die Schweigespirale
Wirtschaft und Medien – Internationalisierung des Mediensystems
– Okonomisierung des Mediensystems: gesellschaftli- ¨
cher Auftrag und wirtschaftliches Interesse (Einschaltquoten,
¨offentlich-rechtlich - privat, Unternehmenskonzentration
und Diversifizierung im Mediensektor)
Neue Kommunikationstechnologien
– Internet
– Telearbeit
– Virtuelle Lebenswelten
– Chancen und Gefahren der neuen Kommunikationstechnologien
46
4 Themen des Unterrichts
3. Moderne Demokratie
In den letzten Jahren haben in Deutschland politische Institutionen bei zahlreichen Burge- ¨
rinnen und Burgern an Ansehen verloren. Dies ist u.a. im Begriff der Politikverdrossen- ¨
heit zum Ausdruck gekommen. Die Ursachen sind vielf¨altig. Fur viele Menschen ist die ¨
politische Orientierung schwieriger geworden. Die Konfliktlinien innerhalb einer sich ausdifferenzierenden
Gesellschaft haben zugenommen. Die Folge ist, dass Politik in immer
aufwendigeren Verfahren ermitteln muss, was konsensf¨ahig ist. Streitkultur ist die Form,
in der dieser Prozess der Willensbildung abl¨auft. Bei der Vermittlung politischer Entscheidungen
spielen Medien eine Art Ubersetzerrolle. Ber ¨ ucksichtigt man neuere Entwicklungen ¨
im Mediensektor, wird verst¨andlich, dass die Vielfalt des Angebotes die bewusste Auswahl
wirklich bedeutsamer Informationen erschwert hat.
Methodisch bietet sich im Zusammenhang mit diesem Thema ein Parlamentsbesuch oder
die Einladung an eine/einen Abgeordneten an, im Unterricht mit den Schulern zu debat- ¨
tieren. In einer nachgespielten Fraktionssitzung und in der Einubung der Pro-und-Contra ¨
Diskussion k¨onnen Schulerinnen und Sch ¨ uler lernen, sich in die Situation von Abgeord- ¨
neten zu versetzen.
Themen Inhalte
Individualisierung und politische
Kultur
– Motive des politischen Engagements
– Rolle des Vertrauens in Institutionen
– Notwendigkeit einer Streitkultur
Konflikt und Konsens – Was kann strittig sein- Konfliktlinien
– (cleavages) westeurop¨aischer Demokratien (konfessionell,
sozio¨okonomisch, postmateriell)
– Was muss konsensf¨ahig sein-
– Verfassungsprinzipien und Rechtsstaatlichkeit
– Pluralismus und Gemeinwohlorientierung
Probleme der politischen
Willensbildung
– Parlamentarismus und Parteiendemokratie
– Formen der Volkssouver¨anit¨at
– F¨oderalismus und Politikverflechtung
– horizontale und vertikale Gewaltenteilung
– BVerfG als Ersatzgesetzgeber
Demokratisierung und Partizipation
in Europa
– Demokratiedefizite in der EU
– R¨aume politischen Handelns: das Europa der Nationalstaaten
und Regionen
Demokratie und Offentlich- ¨
keit
– demokratisches System und die Mediatisierung von
Politik (output der Politik, mediengerechtes Verhalten
der politischen Akteure)
– politische Willensbildung in der Mediengesellschaft
(input der Politik, Formen der Problemwahrnehmung
durch den Souver¨an
Demokratie und Okonomie ¨
– Grundgesetz und Wirtschaftsordnung
– Korporatismus in modernen Gesellschaften (z.B. Tarifautonomie
und neutraler Staat, Bundnis f ¨ ur Arbeit) ¨
– eine ¨okonomische Theorie politischen Handelns (rational
choice)
– Umverteilung in demokratischen Systemen (eine
Theorie der Gerechtigkeit)
47
Wirtschaft/Politik – Sekundarstufe II
4. Die Zukunft des Sozialstaats
Fragen des Sozialstaates stellen in den letzten Jahren zentrale Inhalte der innenpolitischen
Auseinandersetzungen in der Bundesrepublik Deutschland dar. Ausgel¨ost durch Finanzierungsprobleme
in der Folge von Massenarbeitslosigkeit und Staatsverschuldung konkurrieren
vielf¨altige L¨osungsstrategien miteinander. Ziele des Unterrichts sind die Vermittlung
grundlegender Informationen, die Strukturierung der dr¨angenden aktuellen Herausforderungen
- gerade auch durch internationale Vergleiche - und die F¨orderung der Urteilsf¨ahigkeit
der Schulerinnen und Sch ¨ uler. Expertenbefragungen und Exkursionen bieten sich bei ¨
diesem Thema besonders an.
Themen Inhalte
Der Sozialstaat der Bundesrepublik
Deutschland
– Ideengeschichtliche und verfassungsrechtliche Hintergrunde
¨
– Soziale Sicherungssysteme im Uberblick ( ¨
”
Soziales
Netz“)
– Nutzenaspekt: Soziale Leistungen an Beispielen
– Kostenaspekt: Sozialabgaben und Steuern
– Soziale Teilhabe: Mitbestimmung, Betriebsverfassungsgesetz,
Tarifpolitik
Nationale Herausforderungen
–
”
Gleichwertigkeit der Lebensverh¨altnisse“ unter dem
Aspekt der deutschen Einheit
– Arbeitslosigkeit als Herausforderung fur den Staat ¨
– Auswirkungen des sozialen Wandels: Individualisierung,
Altersstruktur, Multiethnizit¨at, Ver¨anderung
der Familienstrukturen
– Positionen der Parteien, Verb¨ande (Arbeitgeber -
Gewerkschaften) und Wissenschaft zu der zukunfti- ¨
gen Gestaltung staatlicher Aufgaben: Solidarit¨at oder
Subsidiarit¨at
Internationale Herausforderungen
– Abschw¨achung der Systemkonkurrenz nach dem Ende
des Ost-West-Konfliktes
– Sozialstaatliche Regelungen im internationalen Vergleich
– Ruckwirkungen der Globalisierung: neue Chancen ¨
und Risiken fur den Standort Deutschland ¨
– Nationale und internationale Strategien: Anpassung -
Abkoppelung - multilaterale Regelungen
48
4 Themen des Unterrichts
5. Gewinner und Verlierer der Globalisierung
Beim anhaltenden Prozess der Globalisierung ist auf der einen Seite eine zunehmende wirtschaftliche
Verflechtung mit prosperierender Entwicklung zu beobachten. Auf der anderen
Seite zeichnen sich eine Desintegration auf gesellschaftlicher Ebene und ein Funktionsverlust
auf staatlicher Seite ab. Damit stellt sich die Frage nach der politischen Gestaltbarkeit
der Globalisierung und deren Auswirkungen.
Themen Inhalte
Okonomische Dimension ¨
der Globalisierung
– Globalisierung heißt Regionalisierung (Wirtschaftstriade
und ihre Stellung als ¨okonomische Kernr¨aume)
– Kennzeichen der Globalisierung (Liberalisierung des
Handels, Deregulierung, Internationalisierung der Kapitalstr¨ome)
– Entwicklung und Institutionen der globalen Wettbewerbsordnung
(OECD, G7, GATT, WTO, Weltbank,
IWF)
– Globalisierung als Falle oder als Fortschritt (Auswirkungen
der Globalisierung auf nachhaltige Entwicklung,
auf die Arbeitsm¨arkte, auf die Verteilung von
Kapital)
Gesellschaftliche Auswirkungen
der Globalisierung
– Chancen fur die Entstehung einer neuen Zivilgesell- ¨
schaft (Abkommen von Rio, NGO’s, Weltrisikogesellschaft)
– Emanzipatorische M¨oglichkeiten fur Frauen im Glo- ¨
balisierungsprozess
– Versch¨arfung sozialer Konflikte (Abbau sozialstaatlicher
Prinzipien, Gerechtigkeitslucke) ¨
Globalisierung und politische
Steuerung
– Institutionen kollektiver Interessen (UNO, OSZE,
NATO)
– neue Herausforderung durch wachsenden Kooperationsbedarf
(Internationale Gerichtsh¨ofe, Krisen- und
Konfliktbew¨altigung, Menschenrechte)
– Weltordnung im Zeichen von Kooperation oder Konfrontation
49
Wirtschaft/Politik – Sekundarstufe II
6. Spannungsfeld von Okonomie und ¨ Okologie ¨
Seit der industriellen Revolution sind der Verbrauch naturlicher Ressourcen und die Ein- ¨
leitung sch¨adlicher Substanzen in die naturlichen Kreisl ¨ ¨aufe stetig gestiegen, so dass die
negativen Folgen heute in fast allen Lebensbereichen erkennbar geworden und ins ¨offentliche
Bewusstsein geruckt sind. Seit den 70er Jahren hat das Umweltthema eine zentrale ¨
Bedeutung in der politischen Auseinandersetzung bekommen.
Als Arbeitsmethoden in diesem Bereich bieten sich besonders an:
• projektorientiertes Arbeiten
• Berucksichtigung der Interessen der Sch ¨ ulerinnen und Sch ¨ uler, selbst ¨ ¨andige Informationsbeschaffung,
-bearbeitung und -auswertung
• Kooperation mit anderen F¨achern, u.a. mit Biologie, Chemie, Erdkunde und auch
dem Projektunterricht
• Erarbeitung einer Ausstellung zur Darstellung der Ergebnisse, Berichte in der Schuler- ¨
zeitung, der Lokalpresse
Themen Inhalte
Problembeschreibung an einem
(oder mehreren) aktuellen
Fallbeispiel(en), Problemanalyse
– Theorie der ¨offentlichen Guter ¨
– Theorie der externen Kosten
Modell einer ¨okologischen
Okonomie ¨
– wirtschaftliche Komponenten
– gesellschaftliche Komponenten
– politische Komponenten
Praktische Ans¨atze zur Probleml¨osung
auf nationaler
und internationaler Ebene
– Harmonisierung durch Gesetze und Verordnungen
(Rahmenbedingungen auf EU-Ebene und deren Umsetzung
auf nationaler Ebene)
– marktwirtschaftliche Instrumente - ¨okologisches Konsumentenverhalten
– Prinzip der Nachhaltigkeit
– Globalisierung von Umweltpolitik
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Montag, 10. Juli 2017
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